Fahrradsitz / Fahrradanhänger
Auf Fahrrädern dürfen nur Kinder unter 7 Jahren von mindestens 16 Jahre alten Personen mitgenommen werden, wenn für die Kinder besondere Sitze vorhanden sind und
durch Radverkleidungen oder gleich wirksame Vorrichtungen gesorgt ist, dass die Füße der Kinder nicht in die Speichen geraten können. Auch im Fahrradanhänger dürfen max. 2 Kinder bis zum
vollendeten siebten Lebensjahr (das siebte Lebensjahr endet am 7. Geburtstag) von mind. 16 Jahren alten Personen befördert werden. So lautet der Gesetzestext (§ 21 Abs. 3 StVO).
Steht man nun aber vor der Entscheidung, sich einen Fahrradkindersitz zu kaufen, hat man die Wahl zwischen zwei Transportmöglichkeiten:
1. Vorne in Fahrtrichtung
Da bei dieser Transportmöglichkeit der Kindersitz zwischen Lenker und dem Fahrer montiert wird, sollte ein möglichst weitrahmiges Fahrrad benutzt werden. Ein etwas
höherer und weiterer Lenker ermöglicht einen größeren Lenkeinschlag und eine höhere Oberkörper - haltung. Man sitzt dann etwas gerader, hat etwas mehr Platz zum Kind/-ersitz und verfügt über
einen besseren Überblick im Straßenverkehr.
Von der Gewichtsverteilung her betrachtet ist diese Variante eigentlich ideal, allerdings kann der Lenkeinschlag je nach Modell und Anbringung durch die integrierten Fußrasten eingeschränkt sein. Die Anbringung von Fußrasten an der Gabel, ist nicht ideal, da hier das Kind die Lenkung deutlich beeinträchtigen kann.
Je nach Größe des Fahrers muss man u. U. sehr breitbeinig (unbequem) radeln. Diese Sitze sind bis 15 kg zugelassen und können je nach Modell und Zubehör am Steuerkopf, Oberrohr oder Rahmenrohr befestigt werden, nicht aber am Vorbau oder Lenkstift!
Zur Zeit gängige Modelle: Hamax Discovery 101, OK Baby Orion, Bobike Mini+
2. Hinten in Fahrtrichtung
Die hierfür entwickelten Kindersitze sind in der Regel
Schalensitze mit integrierten Halterungen für die Füße und einem Gurtsystem für das Kind. Die zulässige Belastbarkeit liegt bei 22 kg. Montiert werden diese normalerweise am Fahrrad-Rahmen
(Sattelrohr). Eine Befestigung auf dem Gepäckträger ist nur möglich, wenn der Gepäckträger bis mindestens 25 kg belastbar ist. Allerdings übertragen Sitze mit dieser Befestigungsart oftmals mehr
und stärkere unerwünschte Schwingungen auf das Rad als die Sitze mit Rahmenhalterung.
Bevor man hinten ein Kind mitnimmt, sollte man seinen Sattel von unten begutachten. Freiliegende Sattelfedern können Kinderfinger abquetschen, deshalb diese Federn unbedingt abdecken oder verkleiden. Der Fachhandel hält hierfür passende Zubehörteile parat.
Durch den Kindersitz verändert sich die Balance des Rades beim Parken, oft kann man das Rad gar nicht mehr auf dem Serien-Ständer abstellen, auch ist das geparkte Rad jetzt wind- und damit sturzanfälliger. Das Anschnallen des Kindes kann zu einem gefährlichen Abenteuer werden, wenn hierbei plötzlich der Lenker umschlägt und das Rad kippt. Mit einem soliden Zweibein-Ständer erreicht man einen besseren Stand und eine höhere Anschnallsicherheit.
Seit einigen Jahren gibt es Sitze mit einer Ruhe-Position. Durch das Einnehmen der Ruhestellung findet, je nach Hersteller und Konstruktion, eine leichte Gewichtsverschiebung nach hinten statt. Deshalb ist es hier eine sorgfältige und korrekte Montage angeraten, dass das Rad nicht zu hecklastig und damit unbeherrschbar wird. In den Bedienungsanleitungen der Hersteller finden Sie die erforderlichen Hinweise und Maße, um den Schwerpunkt exakt einstellen zu können. Wenn Sie diese Montage-Anleitungen nicht besitzen, nehmen Sie bitte mit dem Fachhandel oder dem Hersteller Kontakt auf.
Vor einem Sitz-Kauf sollte man sich mit dem entsprechenden Rad im Fachhandel informieren und beraten lassen. Für einige Sitze gibt es z.B. unterschiedliche Befestigungsbügel, um den Sitz optimal an das Rad anzupassen. Kauft man nun bei einem Neukauf gleich den richtigen Befestigungsbügel, kann man sich einiges an Geld sparen.
Eine häufig gestellte Frage: Was ist sicherer für den Kindertransport, Fahrradsitz oder Anhänger?
Grundsätzlich kann man diese Frage nicht so oder so beantworten. Es wird Unfälle geben, da wäre es vermutlich besser gewesen, das Kind wäre nicht in einem Anhänger
sondern im einem Fahrradsitz gesessen und umgekehrt.
Unserer Meinung nach gibt es für beide Arten Vor- und Nachteile, die man gegeneinander abwägen, die man auf seine persönlichen Umstände abstimmen muss, zumal auch die teilweise recht hohen Anschaffungskosten gut überdacht sein wollen.
Zum Fahrradsitz
Das Kind kann leicht transportiert werden, Gewichts- und Schwerpunktverlagerung stellen in Grenzsituationen u.U. ein Problem dar (man kann nicht mehr so schnell
ausweichen).
Eine Mitnahme von anderen Sachen (Einkauf, Spielzeug, Schwimmbadsachen u.ä.) ist kaum noch möglich, ohne die Sicherheit und die Lenkfreiheit zu beeinträchtigen. Die
Anschaffungskosten sind relativ niedrig .
Ein weiterer Vorteil ist, dass man keine zusätzliche Stellfläche benötigt.
Zum Fahrradanhänger
Ein oder zwei Kinder können i.d.R. problemlos mit kleinem Gepäck sicher befördert werden. Überholer fahren zumeist einen weiteren Bogen, weil die auffällig gestalteten Anhänger optisch breiter wirken. Das Fahrverhalten des Erwachsenen auf dem Zugrad ist stabiler, weil die von Kindern verursachten Schwingungen nicht ausgeglichen werden müssen, 2 Kinder können viel Spaß in einem Anhänger haben, denn es ist nicht so langweilig wie hinter Papis großem Rücken, wo man sowieso kaum etwas sehen kann.
Für einen Anhänger benötigt man zusätzlich Stellfläche im Hof oder Keller, der Transport über Treppen kann schwierig sein. Die Kosten sind recht hoch, ab ca. 300 Euro. Sicherheit und Stabilität haben ihren Preis, deshalb Hände weg von Billigstprodukten.
Grundsätzlich gilt hier beim Kauf: je stabiler die Bodenwanne (Alu oder Kunststoff), je besser der Rahmen um und über den Kindern, desto sicherer der Anhänger, der
dann eine gute Fahrgastsicherheitszelle bietet.
Die Roll- und Fahreigenschaften der Markenanhänger sind heutzutage beeindruckend. Finanziell rechnet sich erfahrungsgemäß der Anhänger, wenn die Kinder ca. 2 ½ bis
3 Jahre auseinander sind. Für später sollte man sich die Möglichkeit von Transportabdeckungen offen halten, so dass man bei Ausflügen alles mögliche auch noch gut unterbringen kann . Hier kann
auf lange Sicht ein Anhänger noch sehr gute Dienste leisten.